Heine, Heinrich: Donna Clara
Donna Clara (Német)In dem abendlichen Garten Wandelt des Alkaden Tochter Pauken- und Trommetenjubel Klingt herunter von dem Schlosse
»Lästig werden mir die Tänze Und die süßen Schmeichelworte, Und die Ritter, die so zierlich mich vergleichen mit der Sonne.
Überlästig wird mir alles, Seit ich sah, beim Strahl des Mondes, Jenen Ritter, dessen Laute Nächtens mich ans Fenster lockte.
Wie er stand so schlank und mutig, Und die Augen leuchtend schossen Aus dem edelblassen Antlitz, Glich er wahrlich Sankt Georgen.«
Also dachte Donna Clara, Und sie schaute auf den Boden; Wie sie aufblickt, steht der schöne, Unbekannte Ritter vor ihr.
Händedrückend, liebeflüsternd Wandeln sie umher im Mondschein, Und der Zephir schmeichelt freundlich, Märchenartig grüßen Rosen.
Märchenartig grüßen Rosen, Und sie glühn wie Liebesboten. - Aber sage mir, Geliebte, Warum du so plötzlich rot wirst?
»Mücken stachen mich, Geliebter, Und die Mücken sind, im Sommer, Mir so tief verhaßt, als wärens, Langenasge Judenrotten.«
Laß die Mücken und die Juden, Spricht der Ritter, freundlich kosend. Von den Mandelbäumen fallen Tausend weiße Blütenflocken.
Tausend weiße Blütenflocken Haben ihren Duft ergossen. - Aber sage mir, Geliebte, Ist dein Herz mir ganz gewogen?
»Ja, ich liebe dich, Geliebter, Bei dem Heiland seis geschworen, Den die gottverfluchten Juden Boshaft tückisch einst ermordet.«
Laß den Heiland und die Juden, Spricht der Ritter, freundlich kosend. In der Ferne schwanken traumhaft Weiße Liljen, lichtumflossen.
Weiße Liljen, lichtumflossen, Blicken nach den Sternen droben. - Aber sage mir, Geliebte, Hast du auch nicht falsch geschworen?
»Falsch ist nicht in mir Geliebter, Wie in meiner Brust kein Tropfen Blut ist von den Blut der Mohren Und des schmutzgen Judenvolkes.«
Laß die Mohren und die Juden, Spricht der Ritter, freundlich kosend; Und nach einer Myrtenlaube Führt er die Alkadentochter.
Mit den weichen Liebesnetzen Hat er heimlich sie umflochten; Kurze Worte, lange Küsse, Und die Herzen überflossen.
Wie ein schmelzend süßes Brautlied Singt die Nachtigall, die holde; Wie zum Fackeltanze hüpfen Feuerwürmchen auf dem Boden.
In der Laube wird es stiller, Und man hört nur, wie verstohlen, Das Geflüster kluger Myrten Und der Blumen Atemholen.
Aber Pauken und Trommeten Schallen plötzlich aus dem Schlosse, Und erwachend hat sich Clara Aus des Ritters Arm gezogen.
»Horch! da ruft es mich, Geliebter; Doch, bevor wir scheiden, sollst du Nennen deinen lieben Namen, Den du mir so lang verborgen.«
Und der Ritter, heiter lächelnd, Küßt die Finger seiner Donna, Küßt die Lippen und die Stirne, Und er spricht zuletzt die Worte:
Ich Sennora, Eur Geliebter, Bin der Sohn des vielbelobten, Großen, schriftgelehrten Rabbi Israel von Saragossa.
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