Rilke, Rainer Maria: Ich liebe dich, du sanftestes Gesetz
Ich liebe dich, du sanftestes Gesetz (Német)Ich liebe dich, du sanftestes Gesetz, an dem wir reiften, da wir mit ihm rangen; du großes Heimweh, das wir nicht bezwangen, du Wald, aus dem wir nie hinausgegangen, du Lied, das wir mit jedem Schweigen sangen, du dunkles Netz,
darin sich flüchtend die Gefühle fangen.
Du hast dich so unendlich groß begonnen an jenem Tage, da du uns begannst, - und wir sind so gereift in deinen Sonnen, so breit geworden und so tief gepflanzt, dass du in Menschen, Engeln und Madonnen dich ruhend jetzt vollenden kannst.
Lass deine Hand am Hang der Himmel ruhn und dulde stumm, was wir dir dunkel tun.
Das Stundenbuch: Buch vom Mönchischen Leben
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